Die Postleitzahlen von 1961 - Systematische Übersicht
Entwicklung 1962 bis 1993
Vierstellige Postleitzahlen
Schon im Verzeichnis der Postleitzahlen von 1961 findet sich der Hinweis: "Den mit ... Adressiermaschinen arbeitenden Kunden wird empfohlen, die Postleitzahl stets vierstellig anzugeben." 1975 wurde die vierstellige Schreibweise verpflichtend; Postleitzahlen mit ein, zwei oder drei Stellen wurden durch angehängte Nullen auf vier Stellen verlängert.
Aus 1 Berlin wurde 1000 Berlin, aus 22 Elmshorn wurde 2200 Elmshorn, usw.
Die alten Poststempel wurden allerdings noch lange weiterverwendet, wie das Beispiel rechts zeigt. Im Postamt in Mittersendling (München 703) wurde der alte Stempel mit der "8" sogar bis zur Einführung der 5-stelligen Postleitzahlen verwendet.

Gemeinden ohne Poststelle
Das Verzeichnis der Postleitzahlen von 1961 listet über 24 000 Postämter und Poststellen auf. Kleine Gemeinden ohne eigene Poststelle waren nicht enthalten, so daß es nicht möglich war, das zuständige Postamt und eine Postleitzahl für diese Gemeinde zu finden. Das Problem wurde mit dem nächsten Verzeichnis (1964) gelöst; in der Anschrift konnte jetzt offiziell der Gemeindename verwendet werden, mit den Zusatz "Post". Beispiele: 2302 Boksee Post Flintbek oder 5523 Eilscheid Post Waxweiler.
Organisation
Die ersten organisatorischen Änderungen ergaben sich mit der schrittweisen Umstellung von Bahnpost auf Lkw-Transport. Dabei wurden anfangs die Postleitzahlen eines ganzen Leitbereichs umgestellt. Der Leitbereich Papenburg (449x) wurde zum Beispiel nicht mehr von 44 Münster, sondern von 29 Oldenburg aus bedient und erhielt deshalb neue Postleitzahlen (299x). Andere Beispiele für organisatorische Änderungen: Lüneburg, Verden, Stadthagen und Bergheim.
Rationalisierung
Die Sortierung kleinerer Mengen in einzelnen Postämtern wurde bereits in den 70er Jahren zunehmend unwirtschaftlich. 35 Leitabschnitte wurde bis zum Jahr 1980 aufgelöst, in der Regel blieben die Postleitzahlen unverändert, in Ausnahmefällen (Änderung der Organisation) wurden neue Postleitzahlen vergeben. Ein Beispiel: Der aufgelöste Leitabschnitt Gladenbach wurde dem Leitbereich Marburg zugeordnet.
Auch einige kleine Leitbereiche fielen der Rationalisierung zum Opfer.
Zwei Beispiele: Die Sortierung für den Leitbereich 491 Lage wurde nach Detmold verlegt, die Sortierung für 529 Wipperfürth nach Gummersbach. Lage und Wipperfürth erhielten deshalb neue Postleitzahlen.

Eine Verfeinerung der regionalen Systematik fand nach 1962 nicht statt, dafür gab es keinen Bedarf. Die Ausnahme, die die Regel bestätigt, war der Leitabschnitt Eichstätt, der erst später eingerichtet wurde. Die Eichstätter Post wurde dann, statt über den Eisenbahnknotenpunkt Treuchtlingen (883), über Ingolstadt (807) befördert.

Kommunale Gebietsreform
Neben den organisatorischen Änderungen, die der Beschleunigung des Transports dienten, gab es zwei Faktoren, die ein Rolle spielten. Zum einen die kommunale Gebietsreform der Jahre 1968 bis 1978, zum anderen der Einsatz von automatischen Briefsortiermaschinen.
Als Folge der Gebietsreform wurde in allen Gemeinden mit mehr als einer Postanstalt die Postanstalten numeriert. Das Prinzip war in Berlin schon lange üblich, wurde aber in anderen Städten nur selten, bzw. nur im internen Gebrauch angewandt (z. B. Schwerte und Neuburg Donau). Ab 1975 wurde es zur Regel.
Die neuen, automatischen Briefsortiermaschinen, die ab Ende der 70er-Jahre eingesetzt wurden, verfügten über Anschriftenleser. Um sie effizient einsetzen zu können, waren neben einheitlich vierstelligen Zahlen auch neue, zusätzliche Postleitzahlen notwendig. Deshalb erhielten größere Orte, die bislang lediglich eine Sammelnummer hatten, freie, bislang nicht vergebene Nummern - die alte Systematik der Endziffern 7, 8 und 9 wurde aufgegeben.
Ein Beispiel aus dem Bereich Hildesheim: 3201 Harsum wurde 3207 Harsum, 3201 Giesen wurde 3208 Giesen, 3201 Schellerten wurde 3209 Schellerten.
Bei einem Mangel an freien Zahlen wurden auch die Postleitzahlen von eingemeindeten Orten wiederverwendet. Ein Beispiel: Die neue, große Gemeinde Willich bei Krefeld erhielt die neue Postleitzahl 4156 (vorher 4151). Die 4156 hatte zuvor die Gemeinde Oedt, die eingemeindet wurde (aus 4156 Oedt 1 wurde 4155 Grefrath 2).


Ein ausführliches Beispiel: Neue Postleitzahlen im LB Münster
Im Leitbereich Münster gab es über 30 Orte mit der Sammelnummer 4401, mit zusammen über 60.000 Einwohnern. Nach der Gebietsreform waren immerhin noch acht größere Gemeinden mit der Nummer 4401 übrig. Um die Sortierung zu optimieren, erhielten diese Anfang der 80er Jahre, mit Einführung der automatisierten Briefverteilung in Münster, neue Postleitzahlen. Gleichzeitig wurde der benachbarte, recht kleine Leitbereich Warendorf (441) aufgelöst und mit Münster zusammengelegt. Weil im neuen Leitbereich Münster nur noch drei Zahlen frei waren (4417 bis 4419), wurden die Zahlen von fünf eingemeindeten Orten wiederverwendet, so daß jede Gemeinde im Leitbereich Münster nun eine eigene Postleitzahl hatte.
Zustellpostämter im Leitbereich Münster
Gegenüberstellung alt (1961) - neu (1981)
4401 Saerbeck - 4401 Saerbeck
4402 Greven - 4402 Greven 1
4402 Greven-Reckenfeld - 4402 Greven 2
4401 Senden - 4403 Senden (ehem. 4403 Hiltrup)
4404 Telgte - 4404 Telgte
4405 Nottuln - 4405 Nottuln 1
4401 Appelhülsen - 4405 Nottuln 2
4406 Drensteinfurt - 4406 Drensteinfurt
4407 Emsdetten - 4407 Emsdetten
4408 Dülmen - 4408 Dülmen 1
4409 Buldern - 4408 Dülmen 2
4409 Hiddingsel - 4408 Dülmen 3
4409 Hausdülmen - 4408 Dülmen 4
4409 Darup - 4405 Nottuln 3
4401 Havixbeck - 4409 Havixbeck (ehem. LA 4409 Dülmen)
4410 Warendorf - 4410 Warendorf 1
4412 Freckenhorst - 4410 Warendorf 2
4411 Milte - 4410 Warendorf 3
4411 Einen - 4410 Warendorf 4
4401 Ostbevern - 4412 Ostbevern (ehem. 4412 Freckenhorst)
4413 Beelen - 4413 Beelen
4414 Sassenberg - 4414 Sassenberg
4401 Sendenhorst - 4415 Sendenhorst 1 (ehem. 4415 Westkirchen)
4401 Albersloh - 4415 Sendenhorst 2
4401 Everswinkel - 4416 Everswinkel (ehem. 4416 Greffen)
4401 Altenberge- 4417 Altenberge
4401 Nordwalde - 4418 Nordwalde
4401 Laer - 4419 Laer
Die Zahl der Zustellpostämter im Leitbereich Münster (incl. Warendorf) sank von über 50 im Jahre 1961 auf 24 im Jahr 1980 und 20 im Jahr 1989.